Führen

Jedes Team hat einen Teamleiter und -mitglieder. Sie arbeiten zusammen. Interagieren. Führung ist Menschenführung. Was geschieht aber, wenn deutsche und amerikanische Logiken kombiniert werden?


Strategie und Taktik

Deutsche führen durch Aufträge, selten und ungern per Anweisung oder gar per Befehl. Der Auftrag impliziert und setzt eine klare Grenze zwischen dem Was und dem Wie. Das Was ist das Ziel, das Ergebnis. Das Wie ist der Weg zu diesem Ziel, ist also Umsetzung oder Implementierung. Anweisungen werden ausgeführt oder befolgt. Ein Auftrag hingegen wird erfüllt. Grundsätzliche Verantwortung für die Ergebnisse auf taktischer Ebene obliegt fast ausschließlich dem Durchführenden.

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Amerikaner führen nicht durch Aufträge, sondern per Anweisung oder Befehl. Führen per Anweisung bedeutet, durch organisatorische Autorität zu führen. Der Teamleiter gibt nicht nur die Strategie vor, sondern gestaltet auch die Taktik (Umsetzung) mit. Der Teamleiter behält sich grundsätzlich das Recht vor, zu jedem Zeitpunkt die Umsetzung seiner Strategie (Anweisung) vorzugeben, zu ändern, sich notfalls aktiv daran zu beteiligen.

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Strategieformulierung

Deutsche Führungskräfte versuchen ihre Strategie zu etablieren, in dem sie innerhalb ihres Führungsteams einen möglichst breiten Konsens in der Sache herstellen. Mittel- bis längerfristige Strategien haben im Kontext eines deutschen Führungsgremiums bessere Erfolgschancen, wenn sie von vielen mitgetragen werden.

Dies bedeutet wiederum, dass viele die Strategie verstehen und akzeptieren. Ist der Konsens zur Strategie zustande gekommen, gilt es diese der breiten Mannschaft so zu vermitteln, dass auch die Mitarbeiter sie akzeptieren und ebenso entschlossen mittragen. Hier ist also Überzeugungsarbeit gefragt. Strategien, die per Organisationsautorität von oben nach unten verkündet werden, stoßen selten auf die Akzeptanz deutscher Mitarbeiter. 

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Amerikanische Führungskräfte formulieren Strategie unter Berücksichtigung des Input von ausgewählten Mitgliedern ihres Führungsteams. Angehörige eines solchen Küchenkabinetts sind vor allem Vertrauenspersonen. 

Ein Konsens in der Führungsmannschaft ist zwar wünschenswert, aber keine Voraussetzung. Falls Entscheidungen bevorstehen, wird der amerikanische Teamleiter nicht zögern, alleine oder mit nur einigen aus seinem Stab die Strategie festzulegen. 

Steht die Strategie, gilt es der gesamten Mannschaft diese klar und motivierend mitzuteilen. Den Schwerpunkt legt man auf die Richtung der Strategie, höchstens auf ein paar wichtige Einzelaspekte. 

Die Nachvollziehbarkeit von Details und Zusammenhängen ist weniger bedeutsam. Denn amerikanische Mitarbeiter verlangen nicht einmal bei einzelnen Managemententscheidungen durchdeklinierte Begründungen, geschweige denn bei einer übergeordneten Strategie.

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Strategiemodifizierung

Deutsche erwarten einen gewissen Freiraum, wenn es darum geht, Entscheidungen umzusetzen. Entscheidungen eigenständig umzusetzen, erachten sie als Teil ihrer Arbeit. Bei der Umsetzung von Entscheidungen kommt man oft an den Punkt, an dem es nötig wird, von den vorgegebenen Aufgaben abzuweichen. 

Solche Abweichungen werden von der deutschen Führungskraft akzeptiert und auch erwartet. In bestimmten Situationen fühlen sich Deutsche sogar verpflichtet, von einer vorgebenden Aufgabe oder einer Entscheidung abzuweichen, da sie als Experten sie als schlecht, kontraproduktiv oder sogar schädlich für das Geschäft erachten.

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Nachdem eine Strategie kommuniziert wurde, tolerieren amerikanische Führungskräfte selten ihre Infragestellung. Abweichungen, vor allem absichtliche, werden schnell und entschieden ermahnt, notfalls sanktioniert.

In dem Moment, in dem eine Strategie verabschiedet und verkündet ist, geht es um ihre möglichst effiziente Umsetzung. Precise execution, also die detailliert geplante und mit äußerst taktischer Disziplin durchgeführte Strategie wird als der Königsweg zum Erfolg gesehen.

Nachhaltende Skepsis bzw. interne Debatten über Sinn oder Unsinn der Strategie rufen die Befürchtung hervor, man wolle die Umsetzung der beschlossenen Strategie eventuell verzögern, aufweichen, unter Umständen sogar sabotieren. Amerikanische Führungskräfte reagieren äußerst allergisch auf solche Befürchtungen. Es wird notfalls hart durchgegriffen, um die Teamdisziplin wieder herzustellen.

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Kommunikationslinien

Deutsche Teamleiter führen per Auftrag. Anweisungen werden bewusst allgemein formuliert. Teammitgliedern wird möglichst viel Interpretations- und Umsetzungsspielraum gegeben. Führen per Auftrag bedeutet in der Konsequenz, dass deutsche Teamleiter lange Kommunikationslinien zu ihren Teammitgliedern unterhalten.

Man lässt die eigenen Leute arbeiten. Der Status über laufende Projekte wird selten abgefragt. Teamführer und –mitglieder suchen das Gespräch hauptsächlich dann, wenn es Probleme gibt, für deren Lösung der Chef herangezogen werden muss. Ansonsten gilt die Maxime: “Geh’ nicht zu Deinem Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst.”

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Amerikaner führen per Anweisung. Sie ziehen die Grenze zwischen Strategie und Umsetzung niedrig und behalten sich das Recht vor, die Umsetzung einer Anweisung mitzugestalten bzw. zu bestimmen. Aus dieser Führungslogik heraus unterhalten amerikanische Führungskräfte kurze bis sehr kurze Kommunikationslinien zu ihren Teammitgliedern.

Das ständige Abfragen des Status der laufenden Arbeit, das Follow-up (Nachhaken), das zur Aufrechterhaltung und Intensivierung der Kommunikation dient, ist ein unersetzbares Instrument der Teamführung in den USA. Besprechungen, formelle und informelle, finden regelmäßig statt. Der im amerikanischen Kontext erfolgreiche Teamchef weiß zu jedem Zeitpunkt, wie es um sein Team bestellt ist. Er hält ständigen Kontakt zu seinen Spielern.

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