Prozesse sind interne Regeln. Sie beschreiben, wie die Arbeit zu machen ist. Nur Prozesse in Deutschland und in USA sehen nicht unbedingt ähnlich aus.
Prozesse als Erfolgsfaktor
Wenn Deutsche befragt würden, wo sie betriebsinterne Prozesse – wie die Arbeit gemacht wird – innerhalb der Erfolgsfaktoren eines Unternehmens ansetzen würden, würden sie ihnen den zweiten Platz direkt nach den Mitarbeitern geben. Jedoch scheint es manchmal so, als ob die Mitarbeier eher Prozessen untergeordnet sind als Prozesse den Mitarbeiern.
Im Gegensatz zum deutschen Prozessverständnis ist der Stellenwert von Prozessen in den USA nicht annähernd so hoch. Wenn Amerikaner über grundsätzliche Erfolgsfaktoren reflektieren, ist vor allem entscheidend, wie gut sich ein Produkt(bzw. eine Dienstleistung auf einem Markt verkauft, sind es die Innovationen, die Kundenbeziehungen, die Reaktionszeiten, der Preis und die Finanzsteuerung. Die konkreten Ergebnisse sind wichtiger als das Zustandekommen.
Deduktiv vs. Induktiv
Deduktives Denken bedeutet, dass Lösungsansätze für den Einzelfall von allgemeingültigen Voraussetzungen hergeleitet werden. Deutsche Prozesse und Handlungsweisen werden eher deduktiv als induktiv hergeleitet. Sie basieren im Idealfall auf Normen und Standards, die als Leitfaden dienen, wie die Arbeit zu tun ist.
Induktives Denken ist eine Folgerung einer verallgemeinerten Lösung, abgeleitet aus Einzelfällen. Amerikanische Prozesse und Handlungsweisen werden auf Erfahrungen basierend eher induktiv als deduktiv hergeleitet und dienen als Leitfaden, wie die Arbeit zu bewerkstelligen ist.
Garantie vs. Werkzeug
Für Deutsche sind das Produkt und die Prozesse, die zu diesem Produkt führen, zwei Seiten der gleichen Medaille. Ein Arbeitsergebnis ist nur so gut, wie der Prozess, der es hervorgebracht hat. Prozesse sichern Qualität. Sie bieten Objektivität, Stabilität, Berechenbarkeit und Kontrolle. Prozesse sind viel mehr als bloße Werkzeuge.
Prozesse sind Werkzeuge, ein aber nicht das einzige Mittel zum Zweck. Sie fördern, unterstützen und ermöglichen Kollegen ihre Arbeit und Interaktionen zu organisieren. Prozesse können und dürfen die menschliche Urteilskraft nicht ersetzen.
Disziplin vs. Abweichung
Prozesse sind am effektivsten, wenn sie eine Balance zwischen Konformität und Flexibilität bewahren. Deutsche bevorzugen allgemein formulierte Prozesse, die je nach den Parametern der spezifischen Situation Interpretationsmöglichkeiten erlauben. Entscheidungen werden in diesen Fällen durch Erfahrungen und Training bestimmt.
Wie ihre deutschen Kollegen, suchen auch Amerikaner nach der feinen Linie zwischen Prozessdisziplin und Flexibilität. Sobald ein Prozessschritt unnötige (ohne jegliche Wertschöpfung) Anforderungen benötigt, ziehen Amerikaner eine Abwendung in Erwägung. Entscheidungen werden durch interne Kommunikation, innerhalb des Teams und der nächst höheren Führungsebene, getroffen.
Macht und Einfluss
Sind Prozesse als Anleitung zu verstehen, die die inneren Abläufe eines Unternehmens steuern, bestimmt derjenige den Kurs, der diese Leitlinien beeinflusst. Dies ist insbesondere in industriellen Sektoren der Fall, wo Prozesse unerlässlich für die Entwicklung, die Herstellung und die Inbetriebnahme komplexer Produkte sind. Weil Deutsche sehr produktorientiert sind, streben sie instinktiv nach der Kontrolle über die internen Prozesse.
Weil Amerikaner Prozesse und Arbeitsweisen weniger als die Leitlinien des inneren Betriebes eines Unternehmens sehen, stellen diese äußerst selten die Foren für Machtkämpfe dar. Da die Amerikaner der Meinung sind, dass alle Aktivitäten an den Konditionen des Marktes orientiert werden sollten, erstreben die Machthungrigen das Sagen über den Zugang und die Analyse über Markt und Kunden.