Abmachungen sind für die Zusammenarbeit wie die Luft, die wir atmen. Zusammenarbeit heißt, Abmachungen treffen und erfüllen. Tag ein. Tag aus. Die meisten davon sind routiniert. Andere komplex, kontext-bedingt. Wie sehen deutsche Abmachungen aus?
Ja
Deutsche wirken pessimistisch und abweisend, wenn es darum geht, neue oder unvorhergesehene Aufgaben zu übernehmen. Haben sie aber erst einmal einer Abmachung zugestimmt, so fühlen sie sich verpflichtet, Fristen und Inhalte, die Gegenstand der Abmachung sind, zu erfüllen. Im deutschen Kontext bedeutet ein Ja eine Zusicherung.
Nein
Und umgekehrt reagieren Deutsche auf eine Anfrage häufig mit einem eingeschränkten Nein, wenn sie sich nicht absolut sicher sind. Diese Antworten dürfen jedoch nicht als ein auf keinen Fall missverstanden werden, sondern müssen im Sinne von “Ich kann momentan nicht definitiv ja sagen. Ich brauche Zeit, um das abzuwägen. Ich komme auf Dich zurück. Aber: wenn und falls ich ja sage, dann meine ich das auch so” interpretiert werden.
Kontext
Deutsche haben ein großes Interesse an Kontextinformationen, die ihnen zu entscheiden helfen, ob sie sich an einer Abmachung beteiligen sollen. Denn einerseits wollen sie die notwendigen Hintergrundinformationen erhalten, um beurteilen zu können, ob sie Ihr Wort wirklich geben können.
Andererseits möchten sie sicher sein, dass ihr Engagement nicht von Nachteil ist. Daher neigen sie oft dazu, Kontextinformationen von Kollegen abzufragen, bevor sie sich überhaupt zu einer Angelegenheit äußern.
Nachhaken
In Deutschland wird selten nachgehakt. Ist eine Abmachung zustande gekommen, wird es von keiner Partei für nötig befunden, die Partner zu kontaktieren, um den aktuellen Status zu erfragen. Man geht ganz selbstverständlich davon aus, dass eine Abmachung eingehalten wird.
Das Nachhaken wird als ein Anzeichen für mangelndes Vertrauen gedeutet, zuweilen gar als Kontrolle. Eine Abmahnung behält stets den Prioritätsgrad, der ihr zugeschrieben wurde, als sie getroffen wurde. In der Regel dürfte es keinen Anlass geben, die Bedeutung einer Abmachung erneut klären oder unterstreichen zu wollen.
Abeitsergebnisse
Deutsche Kollegen legen vor allem Wert darauf, der Lieferung versprochener Ergebnisse qualitativ gerecht zu werden. Spätes Worthalten geht hier also vor fristgerechter suboptimaler Aufgabenerfüllung.
Deutsche bevorzugen ein verspätetes, aber vollständiges Arbeitsergebnis vor einem Arbeitsergebnis, das zwar innerhalb des Zeitrahmens eingereicht wurde, aber unvollständig ist. Verspätungen bei der Abgabe werden toleriert, so lange die Erwartungen in Bezug auf das Ergebnis getroffen werden. Vollständigkeit hat Vorrang vor Schnelligkeit.