Jedes Team hat einen Teamleiter und Teammitglieder. Sie arbeiten zusammen. Sie interagieren. Führung ist Menschenführung. Einverstanden. Wie führen Amerikaner aber? Wie wollen sie geführt werden?
Strategie und Taktik
Amerikaner führen nicht durch Aufträge, sondern per Anweisung oder Befehl. Führen per Anweisung bedeutet, durch organisatorische Autorität zu führen. Der Teamleiter gibt nicht nur die Strategie vor, sondern gestaltet auch die Taktik (Umsetzung) mit. Der Teamleiter behält sich grundsätzlich das Recht vor, zu jedem Zeitpunkt die Umsetzung seiner Strategie (Anweisung) vorzugeben, zu ändern, sich notfalls aktiv daran zu beteiligen.
Strategieformulierung
Amerikanische Führungskräfte formulieren Strategie unter Berücksichtigung des Input von ausgewählten Mitgliedern ihres Führungsteams. Angehörige eines solchen Küchenkabinetts sind vor allem Vertrauenspersonen.
Ein Konsens in der Führungsmannschaft ist zwar wünschenswert, aber keine Voraussetzung. Falls Entscheidungen bevorstehen, wird der amerikanische Teamleiter nicht zögern, alleine oder mit nur einigen aus seinem Stab die Strategie festzulegen.
Steht die Strategie, gilt es der gesamten Mannschaft diese klar und motivierend mitzuteilen. Den Schwerpunkt legt man auf die Richtung der Strategie, höchstens auf ein paar wichtige Einzelaspekte.
Die Nachvollziehbarkeit von Details und Zusammenhängen ist weniger bedeutsam. Denn amerikanische Mitarbeiter verlangen nicht einmal bei einzelnen Managemententscheidungen durchdeklinierte Begründungen, geschweige denn bei einer übergeordneten Strategie.
Strategiemodifizierung
Nachdem eine Strategie kommuniziert wurde, tolerieren amerikanische Führungskräfte selten ihre Infragestellung. Abweichungen, vor allem absichtliche, werden schnell und entschieden ermahnt, notfalls sanktioniert.
In dem Moment, in dem eine Strategie verabschiedet und verkündet ist, geht es um ihre möglichst effiziente Umsetzung. Precise execution, also die detailliert geplante und mit äußerst taktischer Disziplin durchgeführte Strategie wird als der Königsweg zum Erfolg gesehen.
Nachhaltende Skepsis bzw. interne Debatten über Sinn oder Unsinn der Strategie rufen die Befürchtung hervor, man wolle die Umsetzung der beschlossenen Strategie eventuell verzögern, aufweichen, unter Umständen sogar sabotieren. Amerikanische Führungskräfte reagieren äußerst allergisch auf solche Befürchtungen. Es wird notfalls hart durchgegriffen, um die Teamdisziplin wieder herzustellen.
Kommunikationslinien
Amerikaner führen per Anweisung. Sie ziehen die Grenze zwischen Strategie und Umsetzung niedrig und behalten sich das Recht vor, die Umsetzung einer Anweisung mitzugestalten bzw. zu bestimmen. Aus dieser Führungslogik heraus unterhalten amerikanische Führungskräfte kurze bis sehr kurze Kommunikationslinien zu ihren Teammitgliedern.
Das ständige Abfragen des Status der laufenden Arbeit, das Follow-up (Nachhaken), das zur Aufrechterhaltung und Intensivierung der Kommunikation dient, ist ein unersetzbares Instrument der Teamführung in den USA. Besprechungen, formelle und informelle, finden regelmäßig statt. Der im amerikanischen Kontext erfolgreiche Teamchef weiß zu jedem Zeitpunkt, wie es um sein Team bestellt ist. Er hält ständigen Kontakt zu „seinen Spielern“.